Rundgang durch die Kapelle der Missionsärztlichen Klinik

und des Missionsärztlichen Instituts (Würzburg)



Kapelle der Missionsäzrtlichen Klinik in Würzburg



Willkommen in der Klinikkapelle des Missionsärztlichen Institutes.
Dieser Raum stellt einen Raum der Stille dar. Er dient zur Besinnung und lädt zum Gebet ein. Er wird regelmäßig für Gottesdienste benutzt und ist Tag und Nacht geöffnet.
Wir betreten die Kapelle durch einen Vorraum. Rechts und links sehen Sie jeweils zwei hochformatige Glasfenster, die Heilige darstellen. Sie wurden geschaffen von dem Münchner Künstler Sepp Frank. 

Sie stellen dar:

Franz Xaver (1506 - 1552),  Patron der Missionare und dieser Kapelle.
Apostel Petrus (gestorben 64 n. Chr.)
Apostel Paulus (gestorben 64 n. Chr.)
Johannes der Täufer.

Das erste Glasfenster auf der linken Seite zeigt den Heiligen Franz Xaver, den Patron der Kapelle. Seine linke Hand hält die Bibel, seine Rechte ruht auf ihr. Nach gründlichem Studium in Paris gelangte der Heilige nach Venedig, wo er zum Priester geweiht wurde, und nach Rom, wo er im Jahre 1538 an der ersten Ordensverfassung der Jesuiten mitarbeitete. 1541 reiste Franz Xaver als päpstlicher Gesandter nach Indien. Dort begann er sein reiches Missionswerk. Der Heilige gilt als einer der bahnbrechenden modernen Missionare. Bei seiner Arbeit bezog er einheimische Helfer mit ein und gründete Selbsthilfegruppen, die regeImäßig Berichte schickten. Wirkungsorte sind: Madras, Malakka, die Gewürzinseln der Molukken, die Moroinseln und das erst kurz zuvor entdeckte Japan. Die geistige Kraft des Missionars Franz Xaver wird in seiner beständigen Berichterstattung nach Europa spürbar, die 1545 gedruckt wurde.

Das zweite Glasfenster der linken Seite stellt den Apostel Petrus dar. Er ist bekleidet mit einem weißen Gewand und einem blauen Umhang. Fest umschlossen hält er in seinen Händen einen überdimensionalen Schlüssel. Dieser Schlüssel symbolisiert die Verantwortung von Petrus als Kirchenvater. Im Matthäusevangelium liest man in Kapitel 16 Vers 18/19: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein."
Petrus gründete die erste Gemeinde in Rom und starb wie Jesus den Kreuzestod unter der Christenverfolgung Neros in den Jahren 64 - 67 nach Christus. Ihm direkt gegenüber sieht man Apostel Paulus. In der linken Hand hält er das Wort Gottes, das er an sein Herz drückt, und in der Rechten  ein blaues Schwert, dessen Spitze auf der Erde steht. Sein Umhang ist feurig rot, sein Gewand weiß. Paulus gilt als bedeutendster Missionar der Urchristenheit. Geboren in Tarsus in Cilicien galt er als schärfster Verfolger der Urgemeinden. Im Erlebnis von Damaskus offenbarte sich dem Ungläubigen der Menschensohn: "Ich bin Jesus, den du verfolgst." (Apg 9,5). Daraufhin bekehrte sich Paulus und begann seine rastlose Missonsarbeit im östlichen Mittelmeerraum. Er starb (im seIben Jahr wie Petrus) den Märtyrertod durch das Schwert unter der Christenverfolgung in den Jahren 64 - 67 n. Chr. in Rom.

Daneben befindet sich die Darstellung Johannes des Täufers. Er ist barfüßig, trägt ein Büßergewand und hält ein Lamm im Arm. Johannes, ein Bußprediger, taufte im Jordan und predigte die Ankunft des Messias. Im Johannesevangelium spricht der Heilige im ersten Kapitel Vers 26: "Ich taufe mit Wasser . . .  Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren." Johannes taufte Jesus Christus und sprach ihn an als das "Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt" (Joh 1,29). Auch der "Täufer" starb wie die Apostel Petrus und Paulus den Märtyrertod. Er wurde unter Herodes Antipas enthauptet.

Allen dargestellten Heiligen gemeinsam ist der Auftrag, Christus zu verkündigen.

Lässt man den Blick im Vorraum umherschweifen, so entdeckt man die Orgel, die ein ausgesägtes Blumenmuster aus Holz ziert, und eine Muttergottesfigur: Die gekrönte Maria hält in ihren Armen Jesus. Der Knabe umfasst eine Kugel, die das Universum symbolisiert. Von hier aus greift der Blick in den offenen Kirchenraum, den man über vier Stufen erreicht.

Der Blick fällt zuerst auf die Kreuzigungsgruppe über dem Altar, geschaffen von dem Künstler Luzius Glanzner. Sie befindet sich an der Stirnwand, die aus großen Muschelkalkquadern gemauert ist. Die Figurengruppe besteht aus drei in Bronze gegossenen Teilen.
 



Kreuz in der Klinikkapelle



An der Kreuzesdarstellung fallen die langen schmalen Arme und der ausgehöhlte Leib des Gekreuzigten auf. Die Arme scheinen eine Brücke zu bilden, und der Leib lässt an eine weit geöffnete Hand denken, die den Betrachter umschließt. Tritt man näher, so erkennt man die Seitenwunde Jesu, die einer Quelle ähnelt. In Kap. 19 V. 33f des Johannesevangeliums liest man hierzu: "Als sie zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus."

Die links angebrachte Figurengruppe, bestehend aus einer großen Frau, die den Blick der Jesusfigur und der offenen Wunde auffängt, und einem sitzenden Menschenpaar, das vom Mantel dieser Frau umfangen wird, treten in eine geistige Wechselbeziehung. Diese Frau, die einem Schutzengel gleicht, deren linke Hand auf die Wunde weist und deren Rechte auf die Sitzenden zeigt, lässt sich als Mutter Kirche, als die Vermittlerin göttlicher Heilsbotschaft deuten. Der Blick schweift zu der Gruppe rechts vom Kreuz. Sie steht etwas abseits und zeigt Menschen, die verzweifelt und hilfesuchend im Raum stehen; sie erscheinen beziehungslos und ohne Ziel.

Fasst man die Botschaft zusammen, erkennt man, dass die Heilsgeschichte Jesu jedem Menschen ob Gläubigem oder Nichtgläubigem, ob Beseeltem oder Nichtbeseeltem, ob Freund oder Feind offen steht.
Leid, Hoffnung, Trauer und Liebe bilden hier eine Einheit, die dem Tod das Leben, der Einsamkeit die Gemeinschaft und der Gewalt die Freundschaft entgegenstellt.

Das zweite Kunstwerk in diesem Kirchenraum (rechte Seite) zeigt sich dem Betrachter als ein aus vielen Teilen zusammengesetztes Tafelbildwerk.
Geschaffen hat es die Bildhauerin Lore Friedrich aus festem Kunststoff.

Passionstafel in der Kapelle der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg

 Passionstafel

 
 
 
 
 

Geschaffen von

der Bildhauerin
 

Lore Friedrich.







 



Drei Figuren treten hervor. In der Mitte erkennt man den gekreuzigten Jesus Christus, links in Fesseln den gefolterten und mit Dornen gekrönten Sohn Gottes und rechts einen Engel, der das leere Grab des Auferstandenen bewacht.
Zusammengehalten werden diese Figuren durch zahlreiche kleine und große Tafeln, die Stationen aus dem Leidensweg Jesu erzählen.

Der Zyklus beginnt mit der Verkündigung der Auferstehung durch den Engel. Dabei orientiert sich die Künstlerin an der Leidensgeschichte des Matthäus-Evangeliums. Besonders gelungen wirkt hier die Darstellung des gefolterten Jesu. In völliger innerer Ruhe, mit in sich gekehrtem Blick zeigt er sich dem Betrachter als Ecce Homo ("sieh welch ein Mensch"). Leid, Gewalt, Schmerz und Wunden werden verwandelt in innere Stärke, Gelassenheit und Glauben. Verbunden wird der erste Block durch die Tafel "Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen". Die Kreuzspitze aus der Simondarstellung weist wie ein Pfeil auf J e s u s am Kreuz.

Die krönende Arbeit dieses Raumes bildet das farbige Glasfenster auf der linken Seite des Kirchenraumes.




Fensterfassade der Kapelle der Missionsärztlichen Klinik



Es nimmt die gesamte linke Wandfläche ein und ist hauptsächlicher Lichtspender der Kirche. Es ist das Werk des Künstlers L. Heilos, der es 1961 für die Kapelle entwarf. Ausgeführt wurde die Arbeit von A. Steinruck (Würzburg).

Die Thematik ist die Dreifaltigkeit, deren Symbole wir im Zentrum des Fensters finden. In warmen und satten gelb-orange Tönen erstrahlt die ausgestreckte Hand des Vaters, die einen segnenden und behütenden Charakter vermittelt. Im Alten Testament finden wir etliche Stellen, die von der "Hand Gottes" als Symbol für sein wunderbares Wirken auf Erden sprechen. So heißt es bei Josua 4, 24, nachdem der Prophet das Volk Israel unter dem Schutz Gottes durch den Jordan geführt hatte: "Daran sollen alle Völker der Erde erkennen, dass die Hand des Herrn stark ist, und ihr sollt allezeit Jahwe, euren Gott, fürchten."

Links unterhalb der Hand sehen wir einen Vogel, die Taube, Sinnbild für den Heiligen Geist. Auch sie erscheint in strahlenden Sonnentönen. Man erinnert sich an die Taufe Jesu im Jordan, als der Menschensohn den Geist Gottes wie eine Taube herabkommen sah (Mt 3,16).

Vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennbar ist das Opferlamm Jesus Christus. Aus der Seite des aus weißen Glasbausteinen zusammengesetzten Lammes fließt in einem Strahl das glutrote Blut des geopferten Tieres. Seine Beine sind eingeknickt, es ist ein sterbendes Lamm, doch sein Tod ist nicht umsonst; der Strahl wird aufgefangen in einer Schale - das Blut, das Jesus Christus in seinem Kreuzestod für die Sünden der Menschen hingab, um die Welt zu erlösen.

Unter diesem Dreieck der Dreieinigkeitssymbole, das durch die starken Querverstrebungen noch verdeutlicht wird, finden wir fast ausschließlich dunkelblaue und erdige Farbtöne. Dieser Teil des Fensters stellt unsere Erde und das Wasser, Quell allen Lebens, dar. Das Blut des Lammes aber schafft die Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch.
Durch zwei Strahlen wird dieses Verhältnis betont: Ein Strahl zeigt von oben nach unten, ein anderer von unten nach oben "wie im Himmel so auf Erden".


Hier ist unser Rundgang durch die Kapelle beendet.
 

Text:  P. Barnabas Stephan,
kath. Krankenhausseelsorge Missionsärztliche Klinik Würzburg
 

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