Professor Albert Boßlet


Professor Albert Boßlet im Jahr 1927
Professor Albert Boßlet im Jahr 1927
Professor Albert Boßlet 1954

 
 
Unterschrift von Professor Albert Boßlet aus dem Jahr 1954

 
Landesbaurat Prof. Albert Boßlet,  geb. am 23.1.1880 in Frankental in der Rheinpfalz.

Boßlet hatte bei Schulte (Neustadt/Weinstraße) gelernt. Er plante viele Kirchen und Bauten, so auch das Mariannhiller Piusseminar,  die Mariannhiller Kirche und das Missionsärztliche Institut in Würzburg im Jahre 1927/1928.

Die Mariannhillkirche, so berichtet Architekt E. van Aaken, wurde sorgfältig geplant, ein großes Modell gebaut, scheibchenweise wurde die Höhe ausgetüftelt. Diese Kirche ist beeinflusst durch einen Urlaub Boßlets in Ravenna, daher die Farbigkeit, die man weniger in der Kirche selber, als im Seminar wahrnimmt. Wer einmal in der Kirche war, wird bemerkt haben, dass sie sehr ungewöhnlich, sehr eigen ist, insgesamt kaum direkt dem Bauhaus zurechenbar. Das Seminar zur Heranbildung von Priestern ist aus lokalem Gestein gebaut, insgesamt ist die Architektur ausgesprochen naturbezogen. Das Grundstück  ist sehr schwierig und hat  riesige Höhenvorsprünge des Geländes. Die Kirche ist gefühlvoll, landschaftsbezogen gebaut, weder romanisierend noch gotisierend, wie man es vom Zeitgeschmack hätte erwarten können. U.a. gehören 220 Studentenzimmer dazu, ein Wirtschaftshaus für Schwestern und alles, was ansonsten zu einer Kirche dazu gehört. 

Boßlets Karriere begann, nachdem er in Berlin Wohnungs- und Siedlungsbau betrieben hatte.  Es war in der Zeit, als 1922 in Oppau bei Ludwigshafen die Produktion von Ammonium-Nitrat, ein an sich harmloses Düngemittel, in die Luft geflogen war und der Wiederaufbau dieser Stadt, da damals die Pfalz noch bayrisch war, aus München gesteuert wurde, und zwar durch den damaligen Regierungsrat Stützel - genau jener, der später den Schießbefehl auf Hitler geben sollte.

Boßlet wurde beauftragt, Oppau wieder aufzubauen und tat dies derart gut, dass er ins Münchner Ministerium berufen wurde. Im gleichen Jahr wurde er zum Professor ernannt.

In dieser Zeit gewann er in einem Wettbewerb um 3 Kirchen in Ludwigshafen zweimal den 1. Preis.

Daraufhin gründete er sein erstes eigenes Büro, sowie ein zweites für Bauleitung in Regensburg, geführt durch E. van Aaken. 1927 wurde das Piusseminar mit der Herz Jesu Kirche als Kontrapunkt zur Festung Marienburg gebaut, sowie gleichzeitig, aber architektonisch abgesetzt, das Missionsärztliche Institut, dessen Bauleitung Erich van Aaken unterstand. Dieser war damals im 4. Semester, war eines von 8 Kindern und musste selbständig werden um zu leben. Sein Vater war ein eher unbedeutender Architekt gewesen. E. van Aaken machte die Prüfungen in den Ferien, da er verständlicherweise wenig Zeit hatte,  und machte schließlich 1929  sein Diplom und 1933 die Prüfung zum Regierungsbaumeister (ein Titel, den es heute nicht mehr gibt).

Inzwischen war das 3. Reich ausgebrochen, das Büro lag fast darnieder, denn Kirchen, die Boßlet hauptsächlich baute, brauchte kaum jemand. Boßlet war nun allein und hatte lediglich zwei freie Mitarbeiter: E. van Aaken und Fritz A. Müller.

An 36 Wettbewerben nahm Boßlet teil, baute neben der Münsterburg der Benediktiner in Münster Schwarzach, (anstelle einer bereits 1805 durch Graf Montgelas zerstörten B. Neumann Barockkirche), die Frauenlandkirche "Unsere Liebe Frau" in Würzburg, die Kirche von Giebelstadt, Unterdürrbach, Aschaffenburg (Herz-Jesu) und die gewaltige Kathedrale von Ita Poranga, Brasilien.

Münster Schwarzach war deutschlandweit ausgeschrieben gewesen, 
Boßlet hatte den 1. Preis bekommen. E. van Aaken fertigte die Statik, 
eine Tätigkeit, die bis 1942 sein zweites Standbein sein sollte. Seine Arbeiten waren geprägt von einer Traditionsverbundenheit, trotzdem mit einer Offenheit für Fortschritt, Treue gegenüber dem Erbe der Vorfahren, einer Wiederbelebung alter Stilelemente, insbesondere der Romanik, dem Bedürfnis nach einer Einheit von Landschaft und Bauwerk, der Verwendung heimatlicher Bausteine (hier fränkischer Muschelkalk) und einem neuen Raumerlebnis durch kubisches Bauen.

Boßlet verlegte sich dann mehr auf Malen und Zeichnen, er wurde bescheidener. Er bekam diverse päpstliche Orden und  Auszeichnungen z.B. das Komturkreuz des Gregorius Ordens durch Pius XI. sowie eine Medaille von der ungarischen Architektenschaft.

Langsam wurde es brenzlig, der Einzug zum Militär 1939 rückte näher. E. van Aaken war zu dieser Zeit im Gewerbeamt Statikprüfer, so hat er z.B. die Silos Alter Hafen, Fa. Hermann Göring, berechnet. Trotzdem wurden beide eingezogen, trafen sich dann wieder in Grafenwöhr im Pionierbatallion.

E. van Aaken wurde gegen seinen Willen zur Offizierslaufbahn ausgesucht, was für ihn die Annehmlichkeit bedeutete, bis Januar 1945 auf Lehrgängen zu sein, und erst dann zum Offizier zu werden, so konnte ihm im Krieg nicht viel passieren. Trotzdem gelangte er nach Ostpreußen, Königsberg, Stralsund, Usedum und Kiel und geriet quasi zufällig in einen Rücktransport nach Würzburg. Sein Frauenland fand er in gutem Zustand vor. Er war dort Luftschutzwart gewesen und hatte angeordnet, alle Brandbomben wieder rauszuschmeißen und Wasserwannen auf den Dachboden zu stellen, was alle brav getan hatten.

Im Oktober 1945 kehrten dann alle  in das neue Büro in der Greisingstraße 7 zurück. Boßlet wurde hauptsächlich zur Instandhaltung der Kirchen eingesetzt, wozu die umliegenden Sägewerke für den Bau von Dachstühlen besetzt wurden. Als der Dom ein Notdach erhalten sollte, warnte Boßlet aus statischen Gründen davor. Man hörte nicht auf ihn, und im Februar 1946 stürzte das Tonnengewölbe des Längsschiffs ein und begrub zahlreiche Kunstschätze. 1948 hatte sich das Büro stabilisiert.

Am 28.10.1957 verstarb Albert Boßlet in Würzburg. Oberbürgermeister 
H. Zimmerer ehrte  ihn durch Benennung einer Straße im Frauenland nach ihm.

 

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