O schaurig ist's
übers Moor
zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste
drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen
springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt!
-
O schaurig ist's übers Moor zu
gehn,
Wenn das Röhricht knistert im
Hauche!
Fest hält die Fibel das zitternde
Kind
Und rennt als ob man es jage;
Hohl über die Fläche sauset
der Wind
-
Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstige
Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe
verzecht;
Hu, hu, es bricht wie ein irres
Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre,
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
Durch Riesenhalme wie Speere;
Und wie es rieselt und knittert
darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
Das ist die gebannte Spinnlenor',
Die den Haspel dreht im
Geröhre!
Voran, voran, nur immer im Lauf,
Voran als woll' es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es
auf,
Es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei;
|
Das ist der Geigemann
ungetreu,
Das ist der diebische Fiedler
Knauf,
Der den Hochzeitheller gestohlen!
Da birst das Moor, ein Seufzer geht
Hervor aus der klaffenden
Höhle;
Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
»Ho, ho, meine arme
Seele!«
Der Knabe springt wie ein wundes
Reh;
Wär' nicht Schutzengel in seiner
Näh',
Seine bleichenden Knöchelchen
fände spät
Ein Gräber im Moorgeschwele.
Da mählich gründet der
Boden
sich,
Und drüben, neben der Weide,
Die Lampe flimmert so heimatlich,
Der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor
zurück
Noch immer wirft er den scheuen
Blick:
Ja, im Geröhre war's
fürchterlich,
O schaurig war's in der Heide!
|