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Das kleine Archiv


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Dienst am ganzen Menschen.
 

Die Missionsärztliche Klinik auf dem Würzburger Mönchberg wurde fünfzig Jahre alt. 

(DT - Deutsche Tagespost Würzburg Dienstag 16. Juli 2002) 

Nach außen hin wirkt die Missionsärztliche Klinik auf dem Würzburger Mönchberg wie ein "normales" Krankenhaus. Mit medizinischen Abteilungen wie der Allgemeinen Chirurgie, der Gynäkologie oder der Urologie. Wenn da nicht auch die Tropenmedizin wäre. Acht Planbetten sieht das"Missio", wie es die Würzburger kurz nennen, für die stationäre Behandlung von Tropenkrankheiten vor. Damit ist die Stadt am Main neben Hamburg und Tübingen einer von drei Standorten, an denen dies in Deutschland möglich ist. Tropeninstitute gibt es zwar auch sonst, aber sie können ihre Patienten nur ambulant versorgen. Den Ernstfall erlebt dieser isolierte Trakt der "Missio" nur selten. Dafür erfahren die wenigen behandelten Fälle um so größere Aufmerksamkeit. Wie das Schicksal einer 23-jährigen Studentin, die im Januar 2000 mit Lassa-Fieber eingeliefert worden war und der das Team um Chefarzt Professor Klaus Fleischer nicht mehr helfen konnte. Die Geschichte der Tropenabteilung wie auch der gesamten Klinik ist eng mit dem Leben von Pater Christoph Becker SDS verbunden. Geboren im Oktober 1875 in der Nähe von Frankfurt am Main, schloss er sich im Alter von vierzehn Jahren der "Gesellschaft des Göttlichen Heilands" den Salvatorianern an. Anfang 1906 wurde er Präfekt der Salvatorianermission im indischen Assam. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte er nicht mehr in die Mission zurückkehren. Sein Gesundheitszustand ließ dies nicht mehr zu. So leistete er von der Heimat aus missionarische Arbeit. Hielt Vorträge, verfasste Schriften. Besonders lag ihm dabei die ärztliche Fürsorge am Herzen, "weil Christus als Arzt und Heiland der Welt gekommen ist". Diesem Heiland der Welt, dem "Salvator Mundi" ist auch die Kapelle des "Missio" geweiht. Hinter diesen beiden Worten verbirgt sich das Programm des Hauses: Wie Christus dem ganzen Menschen Heil gebracht hat, will auch das "Missio" den Menschen ganzheitlich sehen. "Der ganze Mensch soll gesunden und nicht nur einseitig der Körper oder ein Teil desselben" wie Pater Becker 1928 schrieb.        

Das Missionsärztliche Institut ist älter als die Klinik. 

Bereits am 3. Dezember 1922 hatte Pater Becker in Würzburg das Missionsärztliche Institut gegründet. Dessen Ziel war die fachgemäße Ausbildung und missionarische Vorbereitung von katholischen Ärzten und Medizinstudenten. 1928 konnte das Gebäude des Instituts, in dem auch die Studenten untergebracht waren, auf dem Mönchberg bezogen werden. Von dort aus wurden und werden Ärzte und Krankenpfleger "darunter auch viele Frauen" in die Länder des Südens geschickt. Das erklärt dann auch den zweiten Teil des Namens der Krankenhauskapelle: Christus ist der Heiland der ganzen Welt. Und dieser weltweiten Verantwortung fühlen sich das Missionsärztliche Institut und die Klinik verpflichtet. Erzbischof Karl Hesse aus Rabaul in Papua Neuguinea brachte diese Verbindung am vergangenen Samstag beim Festgottesdienst zum Ausdruck: Er fühle sich der Missionsärztlichen Klinik seit vielen Jahren in Dankbarkeit verbunden. Gegenwärtig seien in seinem Erzbistum zwei Ärztinnen aus Würzburg tätig. Fünfzig Jahre ist die Klinik am Wochenende alt geworden. Gegründet wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg: Nachdem im März 1945 das Würzburger Juliusspital völlig ausgebombt worden war, war dessen Chirurgische Klinik vorübergehend in Räumen des Missionsärztlichen Instituts untergebracht. Operationssäle und Röntgenräume wurden eingerichtet, 140 Krankenbetten aufgestellt. Als diese Klinik 1952 wieder in das Juliusspital in der Würzburger Innenstadt zurückverlagert wurde, beschloss das Missionärztliche Institut, die Einrichtung zu übernehmen. 

Von Bischof Julius Döpfner am 13. Juli 1952 gesegnet. 

Damit war der Grundstock für eine eigene Klinik gelegt. Sie solle nicht nur der Ausbildung von Missionsärzten dienen, sondern "ein Ort sein, wo die Liebe Gottes an jedes Bett getragen wird," sagte der damalige Bischof und spätere Kardinal Julius Döpfner am 13. Juli 1952 bei der Segnung der Räume. Ursprünglich war die Missionsärztliche Klinik als "Tropenkrankenhaus" geplant". Entsprechende Überlegungen, die aber nicht verwirklicht werden konnten, hatte es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gegeben. Die Erkenntnisse aus den Missionsgebieten sollten in enger Zusammenarbeit mit der Würzburger Universität ausgewertet werden. Aber mit dem Ausbau der Klinik - bereits ein Jahr nach der Gründung wurden die Urologische und die Tropenmedizinische Abteilung eingerichtet - wurde das "Missio" sehr schnell zu einem Bestandteil der medizinischen Versorgung der Stadt und des Umlandes von Würzburg. Im vergangenen Jahr zählte es 13386 Patienten. Und rund 1110 Kinder kamen hier zur Welt "so viele, wie in der benachbarten Uni-Klinik. Aber die missionsärztliche Verpflichtung blieb" bis heute. Im Jahr 1962 etwa wurden die Gynäkologische Klinik und 1965 eine Hebammenschule eröffnet, um Missionsärzte und -schwestern auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Die Tropenmedizinische Ambulanz versorgt jährlich 1600 Patienten. Und wo gibt es sonst ein Krankenhaus mit einem Missio Chor. Er wurde in den achtziger Jahren von der Internistin Renate Geiser gegründet und singt afrikanische, meist christliche Lieder. Wie die Klinik selbst unterstützt der Chor Projekte in Ländern des Südens, etwa in Togo und Tansania. Seine Sängerinnen und Sänger in ihren bunten, afrikanischen Kostümen boten am Samstag beim Festgottesdienst einen willkommenen farblichen Kontrast. Jedenfalls zum grau verhangenen, regnerischen Würzburg. Aber noch etwas anderes ist in Deutschland "einmalig“, wie es in der Jubliäumsschrift des "Missio" heißt. Das Nebeneinander des Missionsärztlichen Institutes und der Klinik. Das Institut  - es ist in der Klinik untergebracht - nimmt heute die Funktion als Katholische Fachstelle für Internationale Gesundheit war. Es arbeitet eng mit der katholischen "Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe", den Bischöflichen Hilfswerken sowie der Caritas zusammen. Es bietet Weiterbildungskurse an, die auf die medizinische Situation in Entwicklungsländern zugeschnitten sind. Außerdem entsendet das Institut jährlich zwei bis drei Ärzte und Krankenpfleger in Entwicklungsländer. Und es ist mit einem Anteil von achtzig Prozent auch als Gesellschafter der "Missionsärztlichen Klinik Gemeinnützige Gesellschaft mbH" wie das "Missio" offiziell heißt , beteiligt. Diese Kombination von internationaler Ausrichtung und lokalem Engagement gibt es nur einmal in Deutschland: auf dem Würzburger Mönchberg.

Von Karl-Georg Michel Würzburg