*

Das kleine Archiv


Archiv. www.neu-bybarny.de




06.Januar 2003

Bischof Paul Werner Scheele

Bischof Paul Werner Scheele
Stefan Schranner und Christine Osiander

Stefan Schranner
und
Christine Osiander

Bischof Paul Werner Scheele von Würzburg
sandte am Epiphaniefest (6. Januar 2003)
das Ehepaar Christine Osiander und Stefan Schranner
im Auftrag des Missionsärztlichen Institutes Würzburg
nach Papua Neuguinea/South Pacific.
Einsatzort : St. Mary's Hospital Vunapope, Kokopo

Bischof Paul-Werner Scheele
Hl. Messe am Fest der Erscheinung des Herrn
in der Missionsärztlichen Klinik Würzburg 2003
Jes 60,1-6 / Eph 3,2f.5f. / Mt 2,1-12
Epiphanie für jeden und für alle
Die Botschaft der Epiphaniegruppe im Dom

Wer unseren Dom durch das Hauptportal betritt, findet gleich zur Linken eine eindrucksvolle Darstellung dessen, was wir heute feiern. Überlebensgroß steht die Mutter des Herrn vor uns und hält uns das Christkind entgegen. Auf unterschiedliche Weise nähern sich ihnen drei Könige. Als man nach dem Krieg beim Wiederaufbau des Domes die ursprüngliche farbliche Fassung der Figuren freilegte, machte man eine interessante Entdeckung: Auf dem Gewand des greisen Königs Kaspar waren Lilien aufgemalt, das Wappenzeichen des Königs von Frankreich. Melchior, der Herrscher im besten Mannesalter, hatte auf seinem Mantel den Adler, das Symbol des deutschen Reiches. Balthasar, der jüngste, war mit der Rose, dem Zeichen des englischen Königs, geschmückt. Der unbekannte Meister, der dieses Kunstwerk vor etwa 700 Jahren geschaffen hat, wollte offenkundig deutlich machen, dass es beim Epiphaniegeheimnis um mehr geht als um eine Rückschau auf das in der Bibel beschriebene Ereignis. Die Wappen der damaligen großen abendländischen Reiche konnten bewusst machen: Das Geschehen "in jener Zeit" betrifft uns heute. Es handelt sich nicht um ein Idyll, an dem man sich zur Weihnachtszeit erfreuen kann; wir haben es mit einem Geschehen zu tun, das die ganze Welt allezeit mit allen ihren Dimensionen betrifft. Überdies stellte der Künstler durch seine Gestaltung heraus, dass die Erscheinung des Herrn alle Menschenalter angeht, vom Jugendlichen bis zum Greis. So sagt das Kunstwerk des Domes jedem und jeder von uns: "Dir gilt das Geschehen, das wir heute feiern, dir und der gesamten heutigen Welt. Die Drei Könige sind deine persönlichen Vertreter und zugleich Repräsentanten aller deiner Mitmenschen."


Die Botschaft der Festliturgie

Genau das ist die Botschaft der Festliturgie. Sie kann uns vor dem gängigen kleinbürgerlichen Missverständnis der Dreikönigsfeier bewahren. Sie lenkt unseren Blick ins Weite und zugleich auf unsere existentielle Situation.



Heil der Welt


Vergegenwärtigen wir uns die heutige Weltlage, dann können wir mit dem Buch Jesaja sagen: "Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker" (Jes 60,2). Die Hoffnung, dass es nach den grausamen Weltkriegen des 20. Jahrhunderts im neuen Jahrtausend besser würde, hat sich bis jetzt nicht erfüllt. Immer wieder sind im vergangenen Jahr in den verschiedensten Ländern Kriege entflammt, immer wieder sind ungezählte Menschen ihnen zum Opfer gefallen. Uns bedrängt die Sorge, dass aus dem Feuer einzelner Auseinandersetzungen ein Weltenbrand entsteht. Finsternis und Dunkel kennzeichnet auch die Lage jener Menschen, die nicht nur unter Hunger leiden, die vielmehr vom Hungertod bedroht sind. In Finsternis und Dunkel leben die vielen Millionen Aidsinfizierter und überdies die Unzahl derer, die in ihrer schweren Erkrankung keine hinreichende medizinische Hilfe finden. In der Optik des Propheten wird auch Jerusalem vom Dunkel überschattet; auch das Gottesvolk leidet unter der Finsternis. Um so bedeutsamer ist die Verheißung, dass Jerusalem "licht wird" (Jes 60,1). Das geschieht nicht dadurch, dass seine Einwohner sich eines Besseren besinnen. Aus sich heraus bleiben sie Gefangene der Finsternis. Licht werden sie, wenn die "Herrlichkeit des Herrn" über ihnen aufgeht (Jes 60,1). Das kann und soll die Situation des Gottesvolkes von Grund auf ändern. Mehr noch: Alle Welt soll an diesem Licht Anteil haben: "Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz ... Sie alle versammeln sich und kommen zu dir" (Jes 60,30f.). Der Herr will das Heil der ganzen Welt. Das Licht, das durch die Menschwerdung Gottes in die Welt kommt, soll alles erhellen. Wie es das Weihnachtsevangelium nach Johannes bezeugt, ist das Licht des Herrn für alle da. Es ist "das Licht der Menschen" (Joh 1,4), das Licht aller Menschen. Es ist das Licht, "das jeden Menschen erleuchtet" (Joh 1,9). Weshalb ist es dann nicht heller in unserer Welt? Weshalb leben faktisch so viele "in Finsternis und Todesschatten" (PS 107,10)? Das sind bedrängende Fragen. Die Antwort finden wir im heutigen Evangelium: Weil man das Licht nicht wahrnimmt, weil man es nicht aufnimmt, weil man sogar gegen es angeht, ist die Weltsituation so wie wir sie vorfinden. "Herodes und mit ihm ganz Jerusalem" (Mt 2,3) erschrecken, als sie von dem Stern hören, dem die Männer aus dem Osten gefolgt sind. Ihnen in Jerusalem ist das Licht des Herrn am ersten zugedacht. Ausgerechnet sie versperren sich vor ihm, ja, Herodes macht sich auf, es zu verfolgen und es auszulöschen. Besser als der Herrscher mussten die Hohenpriester und Schriftgelehrten wissen, was in der Bibel verheißen ist. In der Tat erweisen sie sich als schriftkundig. Sie zitieren die Verheißung des Propheten Micha: "Du, Betlehem und Efrata, so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit" (Mi 5,1). Die Schriftgelehrten wissen Bescheid, aber sie handeln nicht nach ihrem Wissen. Auch bei ihnen trifft das Wort des Johannesprologs zu: "Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst" (Joh1,5). Schauen wir uns in der Welt um, dann drängt sich der Eindruck auf: Genau das geschieht immer wieder. Das lässt uns fragen: "Liegt hier nicht die Wurzel der Übel, unter denen die Menschheit heutzutage leidet?" Wie kann sich das ändern? Man kann diese Frage theoretisch stellen und sich manches einfallen lassen, was andere Menschen gefälligst tun sollten. Gehen wir praktisch an diese Frage heran, dann lautet die Antwort: "Die Welt ändert sich, wenn wir uns ändern."

Dein Heil


Es wird heller in der Welt, wenn ich mich von dem Licht ergreifen lasse, das der Herr mir und allen schenken will. Wir alle sollen wissen: "Für mich wird der Sohn Gottes Mensch. Mein Bruder will er sein. Aus nächster Nähe will er mir zur Seite stehen, eng mit mir verbunden will er mit mir gehen." Die Konzilsväter haben im Blick auf dieses wunderbare Geheimnis gesagt: "Er, der Sohn Gottes, hat sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt." An mir liegt es, wie weit sich das bei mir und bei meinen Mitmenschen auswirkt. Der Herr drängt weder sich noch seine Gaben auf. Er will sich und sie schenken. Deshalb wartet er auf unsere Entscheidung. Er hat sich ganz und gar und ein für allemal für uns entschieden; nun ist es an uns, dass wir uns ganz und gar und ein für allemal für ihn entscheiden. Die Männer aus dem Morgenland machen es uns vor. Sie sind aus ihrem gewohnten Milieu aufgebrochen, als sie den Stern aufgehen sahen (Mt 2,2). Sie ließen sich inmitten aller Dunkelheiten von seinem Licht leiten.
Noch haben sie nur wenig von dem Licht erfasst, das der Welt geschenkt wird. Das hindert sie nicht daran, das wenige, das sie erfasst haben, weiterzugeben. Sie tun das in der Stadt Jerusalem und selbst vor dem König Herodes. In diesem Mitteilen werden sie mehr und mehr für das Licht empfänglich, das ihnen zugedacht ist. So werden sie zu dem hingeführt, der das Licht der Welt ist. Sie fallen vor ihm nieder, sie huldigen ihm und bringen ihm ihre Gaben dar, "Gold, Weihrauch und Myrrhe" (Mt 2,11). Vertreter der Heiden erleben, was durch Jesaja dem Gottesvolk verheißen wurde: Ihr "Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit" (Jes 60,5). Als Boten des Lichtes ziehen sie "auf einem anderen Weg heim in ihr Land" (Mt 2,12). Auch das weitere Prophetenwort geht bei ihnen in Erfüllung: "Sie bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn" (Jes 60,6). An uns ist es, ihnen zu folgen. Es wird wohl so sein, dass wir, die wir hier zusammen sind, bis jetzt das Licht auf unterschiedliche Weise erkannt haben. Manchen wurde die Gnade geschenkt, dass ihr Leben seit ihrer Kindheit in diesem Licht steht. Anderen ist ein weiter Weg durch manche Dunkelheit beschieden. Vielleicht sehen sie nur von fern ein kleines Licht, vielleicht erkennen sie nur ganz wenig von der Fülle der Frohbotschaft. Entscheidend ist, dass wir uns dem Licht öffnen, das wir zu erkennen vermögen. Entscheidend ist, dass wir um seine Hilfe bitten. Entscheidend ist, dass wir das Licht, und sei es noch so schwach, nach Kräften weitergeben. Je mehr wir dazu bereit sind, um so heller wird es in unserem Leben. Machen wir es nicht wie die Schriftgelehrten, von denen das Festevangelium berichtet. Sie haben ein gerüttelt Maß an Glaubenslicht durch das biblische Zeugnis empfangen ohne sich davon leiten zu lassen. Sie sind nicht aufgebrochen, um in das nahe Bethlehem zu gehen. So bleibt es dunkel in ihrem Leben. Tun wir alles, dass die prophetische Verheißung bei uns in Erfüllung geht, folgen wir dem Appell: "Auf, werde licht ..., denn es kommt dein Licht" (Jes 60,1). Nehmen wir es auf und geben wir es weiter, so gut wir nur können, dann werden wir auch erleben, dass "die Herrlichkeit des Herrn leuchtend" über uns, ja in uns aufgeht (Jes 60,1).

Amen
.



                                       

"Nicht das Evangelium ist es, das sich verändert; nein wir sind es,
die gerade anfangen, es besser zu verstehen. "

Johannes XXIII .

Johannes XXIII.


Stefan, als Du ab 1970 viele Jahre zu mir in die Jugendbegegnungsstätte von Mariannhill kamst, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich Dich mal aufrufe für den Einsatz im medizischen Missionsdienst. Danke für Deine Freundschaft.
Dir und Christine viel Erfolg und Gottes Segen.
Euer Barnabas