Wir wünschen
uns, Herr Merz, dass Sie
in die Bundespolitik zurückkehren! Sie sind ein
Hoffnungsträger für unser Land und sicher auch ein guter
Kanzlerkandidat!
Barnabas und seine Freunde.

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Friedrich Merz
Rechtsanwalt
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Willst du was gelten,
so mache dich selten - nach diesem Motto hat der 49-jährige Jurist
im vergangenen Jahr politisch agiert, und nun
scheint seine Strategie aufzugehen: Wie nie zuvor ist der Steuer- und
Finanzexperte
der CDU in seiner Partei gefragt. Es fehlt eigentlich nur noch eines:
ein Anruf
oder eine SMS von Angela Merkel - mit der Bitte, Merz möge sich in
der
Parteispitze wieder mehr einbringen, man könne auf seine
fundierten Kenntnisse des
Steuersystems nicht verzichten.
Ein solcher Anruf von Merkel steht kurz bevor, meinen viele in der
CDU-Zentrale. Skeptiker glauben jedoch, das Tischtuch
zwischen den beiden sei zerschnitten und ein Come-back nicht
möglich.
Merkel und Merz haben sich überworfen, weil sie beide starke
Charaktere mit Führungsanspruch sind. Vom jungen Friedrich gibt es
zwar die
Legende, er sei ohne Führerschein wie der Wilde auf seiner
Maschin' durch das
sauerländische Brilon gebrettert, dass die langen Haare nur so im
Wind flatterten. Und
dass er von der Schule flog, weil er so aufsässig war.
Doch Merz, aus einer katholisch-konservativen Juristenfamilie stammend,
hat die Kurve noch rechtzeitig gekriegt und die Familientradition mit
einem
Jusstudium fortgesetzt. 1989 wurde er EU-Abgeordneter, fünf Jahre
später
zog er in den Bundestag ein, wo er sich, gefördert von Wolfgang
Schäuble,
im Finanzausschuss
engagierte.
Seinen Mentor beerbte er im Jahr 2000: Als Helmut Kohl über die
Spendenaffäre stolperte und Schäuble mitriss, mussten Partei-
und
Fraktionsvorsitz neu besetzt werden. Merkel übernahm die Partei,
Merz, der auch den Begriff der
"deutschen Leitkultur" prägte, die Fraktion. Aber das Duo
beäugte sich
von Anfang an misstrauisch.
Zwar war (und ist) Merz ein brillanter Redner. Doch
Merkel war die
geschicktere Strippenzieherin. 2002 überließ sie Edmund
Stoiber die
Kanzlerkandidatur. Dafür half er ihr nach der Wahl, Merz vom
Fraktionsvorsitz zu
verdrängen. Das hat ihr Merz nicht verziehen.
Als auch noch sein Steuermodell (drei Stufen zu zwölf, 24 und 36
Prozent) zerpflückt wurde, teilte er Merkel schriftlich mit ("Sehr
geehrte
Frau Vorsitzende, liebe Angela"), dass er sich aus der CDU-Spitze
zurückziehe. Den Traum vom einfachen Steuersystem hat er noch:
Sein Wahlprogramm 2005
hat er auf Bierdeckel drucken lassen.
Birgit Baumann
(DER STANDARD, Printausgabe, 16.09.2005) |
Friedrich Merz
Geboren am 11. November 1955 in Brilon; römisch-katholisch;
verheiratet, drei Kinder.
1975 Abitur. 1982 1., 1985 2. juristisches Staatsexamen. Wehrdienst.
1985 bis 1986 Richter am Amtsgericht Saarbrücken. Seit 1986
Rechtsanwalt, bis 1989 bei einem Industrieverband beschäftigt.
Mitglied des Europäischen Parlaments 1989 bis 1994.
Mitglied des Bundestages seit 1994; vom 29. Februar 2000 bis September
2002 Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion.
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