DEMUT - MUT ZUR EIGENEN WAHRHEIT Zum Text: Matthäus 11,25-30 "Ein König, einfach und hilfsbereit, vernichtet alles, was nach Krieg aussieht, stiftet einen umfassenden Frieden, herrscht weltweit, und das alles in großer Demut. Das gibt es nicht einmal im Märchen. Ist da nicht alles voll von Widersprüchen? Vor allem ein König und demütig? Demut – ihr haftet eher etwas Schwächliches und Feiges an. Man denkt an duckmäuserisch und unterwürfig. Was – bei Gott – ist Demut? Zumal gerade bei Gott die Demütigen hoch im Kurs stehen, wie uns die Bibel wissen lässt. Was ist Demut? Das lateinische Wort dafür heißt humilitas, und das kommt von humus, Erde, Boden. Biblisch interpretiert meint Demut den Mut seine eigene Erdhaftigkeit anzunehmen, seine eigene menschliche Wahrheit anzuschauen. Demut ist der Mut zur eigenen Wahrheit, zur eigenen Menschlichkeit. Das heißt auch Ja sagen zu den Bedingungen unseres Menschseins, und dazu gehört es, bedürftig, verletzlich, begrenzt, endlich, sterblich zu sein. Zugleich steckt in uns die Sehnsucht, dass einmal alles gut enden wird. Demut beinhaltet, dass wir nicht selbst alles zum guten Ende führen, dass wir nicht Gott spielen können. In dem Wort humilitas steckt aber auch das Wort Humor und damit Leichtigkeit, Bescheidenheit, Gelassenheit. Wer so seine Erdhaftigkeit und Menschlichkeit annehmen, vielleicht lieben kann, der ist nicht auf sich selbst fixiert, der kann sich zurücknehmen und über sich lachen, der wird frei und womöglich bereit, andere zum Leben zu ermutigen. Demut setzt sich deutlich vom Kleinmut und vom Hochmut ab. So sehr sich die beiden auch entgegengesetzt sind, sie haben eine menschliche Schwäche gemeinsam: In beiden Haltungen beschäftigt sich der Mensch mit sich selbst, kleinmütig bucklig oder hochmütig wichtigtuerisch. Demut zeugt von innerer Größe und Freiheit." Auszug aus einer Predigt von P. Barnabas Stephan |