Das Pestkreuz an der Linde
in
Herne-Börnig-Sodingen
Pestjahr 1636
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Bis zur Industrialisierung des Ruhrgebietes - Ende
des 19. Jahrhunderts - war diese Region durch die Landwirtschaft
geprägt. Die Umgebung, in der heute die Kirche St. Peter und
Paul steht, bestand damals aus dünn besiedelten Bauernschaften,
deren Namen z.T. die heutigen Stadtteile tragen: Gysenberg, Sodingen,
Börnig, Holthausen, Rauxel, Obercastrop, Frohlinde und Merklinde.
Die Katholiken dieser Region gehörten in der Zeit zur Gemeinde
St. Lambertus in Castrop.
Während des 30-jährigen Krieges verschonte
das "Pestjahr" (1636) auch diesen Raum nicht. Die Bauernschaft Merklinde
beispielsweise soll restlos ausgestorben sein. Zur Erinnerung an
die Pest, den schwarzen Tod, errichteten die Überlebenden am Weg
nach Castrop im "Eschfeld"ein Kreuz und pflanzten eine Linde dazu,
die bis heute im Wohngebiet "Am Baueracker" steht. Am 25. Mai, dem Fest
des hl. Urbanus, dem Patron gegen die Pest, fand alljährlich ein
Pilgerzug zum Urbanus-Kreuz - wie es auch genannt wurde - statt. Bedürftige
Gemeindemitglieder erhielten von der Urbanus-Bruderschaft, in der Katholiken
und Protestanten zusammenwirkten, Naturalien, um die Not zu lindern.
Foto: Randolf Quade
Die Tradition, die mit diesem Kreuz verbunden
ist, spielte auch bei der Entstehung der Gemeinde St. Peter und
Paul eine wichtige Rolle und wirkt sich bis heute im Gemeindeleben
aus:
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1892 wird die "Notkirche" - der Vorgängerbau von St.
Peter und Paul - nach dem Patron gegen die Pest "Urbanus-Kirche"
genannt.
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1974 wird das
Vereinsheim an der Widumer Straße zum "Urbanus-Haus".
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1978 wird das
neue Friedhofskreuz auf dem Börniger Friedhof fertiggestellt.
Eine Seite steht in der Tradition des Pestkreuzes und zeigt Caritas-Symbole
und die Seligpreisungen, eine Erinnerung an die Verpflichtung
für die Lebenden zu sorgen.
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1984 wird das
Pestkreuz nach Jahren der Lagerung wieder an dem heutigen
Standort "An der Linde" aufgestellt. Das
Pestkreuz ist heute eine Station bei der jährlichen Fronleichnamsprozession.
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