Steffen Seibert, danke für Ihren Dienst und Ihr Zeugnis! Barnabas und seine Freunde.
Steffen Seibert moderiert seit Januar 2003 die „heute“-Sendung. 1960 in München geboren, kam Seibert 1988 nach einem Studium der Geschichte in Hamburg und London als Volontär zum ZDF. Nach Stationen in aktuellen Redaktionen berichtete er zwischen 1992 und 1995 aus Washington, bevor er Moderator des „ZDF-Morgenmagazins“ wurde. 1997 wechselte er ins Vorabendprogramm des ZDF und moderierte das „Abendmagazin“ und „hallo Deutschland". Spätestens seit Steffen Seibert auch die Hochrechnungen und Wahlergebnisse im ZDF sowie Sondersendungen aus aktuellem Anlass präsentiert, ist er einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Für die Moderation der Sondersendungen am 11. September 2001 wurde Seibert mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Steffen Seibert hat den Weg in die katholische Kirche gefunden. Ich bin evangelisch aufgewachsen und mit der Zeit irgendwie da rausgetrieben. Der Glaube verdunstete in mir. Dann habe ich zehn, fünfzehn Jahre meines Lebens, wie ich mich zu erinnern glaube, ganz fröhlich ohne eine Anknüpfung an den Glauben verbracht. Wahrscheinlich war es aber doch nicht ganz so fröhlich. Jedenfalls spürte ich irgendwann ein Loch, eine Leere in mir. Mit der Zeit wurde das schmerzlich groß. Dann gab es verschiedene biografische Zufälle – man muss ja nicht glauben, dass es Zufälle waren –, die mir einen Weg wiesen. Und der führte dann in die katholische Kirche. Da bin ich jetzt und bin sehr glücklich, diesen Weg gefunden zu haben. Was waren das für „Zufälle“? Das waren unterschiedliche Begegnungen. Ich bin mit einem polnischen Kollegen eng befreundet. Wir haben uns in Amerika kennengelernt. Über ihn bin ich einem sehr beeindruckenden polnischen Dominikaner begegnet, der für meinen Freund eine wichtige Person in seinem Leben ist. Dann ergab eines das andere. Über Vermittlung von Kardinal Lehmann kam es schließlich über eineinhalb Jahre zu ziemlich häufigen Treffen mit einem Mainzer Prälaten. Mein Weg zum Glauben hatte viel damit zu tun, dass mir Menschen begegnet sind, die auf diesem Wege schon weit voraus waren und mir sozusagen das Licht angeknipst haben. Es gibt sicher Tage, an denen ich alles, was ich tue, so tue, wie ich es auch vor fünf Jahren getan hätte. Ich kann nicht behaupten, dass ich beim Verfassen aller meiner Texte oder beim Umgang mit meiner Frau, meinen Kindern oder Freunden, den Glauben immer ganz vorne in meinem Kopf habe. Aber es ist schon so, dass ich mich viel häufiger selbst überprüfe, ob ich das Richtige tue, ob ich dem, was ich mir vorgenommen habe, treu bin. Ganz praktisch gesehen lese ich häufiger als früher in der Bibel oder in anderen Texten des Glaubens. Ich nehme mir auch immer wieder vor, viel regelmäßiger in die Kirche zu gehen. Wenn ich auf Reisen bin, tue ich das oft. Da gehe ich irgendwo in die Kirche und spüre, welche Wohltat das für mich bedeutet. Es gibt vielerlei Veränderungen, aber das ist nicht leicht zu greifen. Ich kann nur sagen, dass dieser Schritt mich sehr glücklich macht. Und dass ich das Gefühl habe, da ist noch viel Weg vor mir, den ich aber wirklich bis zum Letzten gehen möchte. Ich habe Ende letzten Jahres (2004) eine „lange Nacht des Papstes“ moderiert. Das war eine interessante, nicht endenwollende Diskussion und war – ehrlich gesagt – ganz gut eingeschaltet. An diesem Papst Johannes Paul II. interessiert einen doch vieles. Ohne das jetzt in eine Prioritätenreihenfolge zu bringen, interessiert mich zum Beispiel der Künstler. Ich glaube, der Papst ist neben allem auch noch ein Künstler. Jemand, dem seine Gedichte so wichtig sind, dass er heute noch welche schreibt. Wie er das hinbekommt im Leben eines Papstes, in seinem körperlichen Zustand, das interessiert mich. Mich fasziniert seine Biographie: Dieser Weg von den Anfängen in Krakau bis nach Rom in die Gemächer des Papstes. Ein Arbeiterpriester, der Papst wird. Seine prinzipielle Gegnerschaft zum kommunistischen Regime. All das finde ich ungeheuer beeindruckend. Mich interessiert an ihm auch das Polesein sehr. Als Pole eine so starke Stimme der Versöhnung zu sein, finde ich bewegend. Alter und Krankheit des Papstes sind immer wieder Medienthema und Anlass für Spekulationen. Wie wirkt dieser öffentlich leidende Papst in einer Fernsehwelt, die auf jung und dynamisch getrimmt ist? Natürlich ist es schmerzlich, ihn so zu sehen. Man wünschte sich vielleicht für ihn, er wäre diese Last los. Aber da er das freiwillig trägt, ist er auch ein Beispiel für uns alle über den Umgang mit Krankheit, Alter und Leiden. Er erinnert daran, dass das alles ein Teil des Lebens ist. In einer Welt, die das gerne verdrängen und wegdrücken möchte aus dem öffentlichen Bild, ist das sehr lehrreich. Wenn Sie der Kirche einen Rat geben könnten, was ihren Umgang mit den Medien angeht, was würde Sie raten? Ich würde anstelle der Kirche nicht so sehr auf das Durchdringen der Medienstrukturen setzen. Ich würde nicht darauf setzen, mir die professionellsten Sprecher zuzulegen. Ich würde darauf setzen, dass die Kraft der Aussage und des Bekenntnisses gerade in der heutigen Zeit wieder wirksam sein kann. Und ich würde nicht verzweifeln, wenn die Zahl der Gläubigen kleiner wird: Vielleicht wird der Glauben dieser kleineren Zahl dadurch größer. Anstelle der Kirche würde ich auf keinen Fall jede Medienwelle mitreiten und auf jeden Zug aufspringen und mir immer das zeitgemäßeste Gewand anziehen. Ich glaube, dass Kirche bei aller notwendigen Veränderung das Bleibende ist und nicht das sich ständig Anpassende. Aus einem Gespräch mit Markus Reder (Deutsche Tagespost) |