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Professor Dr. med.
Klaus Fleischer
Würzburg, Missio Klinik |
KLINIKER UND AKADEMISCHER LEHRER
Im Juli 2004 beendet Professor Dr. Klaus Fleischer mit
Vollendung seines 65. Lebensjahres seine Tätigkeit als Chefarzt
der Tropenmedizinischen Abteilung der Missionsärztlichen Klinik
Würzburg.
Er ist seit 43 Jahren verbunden mit dem
Missionsärztlichen Institut und der Missionsärztlichen Klinik.
Noch während seines Medizinstudiums in
Würzburg zieht es Klaus Fleischer nach Afrika, er famuliert in
Nigeria und Ghana. Nach den ersten Assistenzjahren an der
Missionsärztlichen Klinik und entsprechender Vorbereitung in
London
und Edinburgh geht er von 1970 bis 1972 als Missionsarzt nach Jos in
Nordnigeria. Daran schließt sich eine einjährige
Spezialisierung in Tropenmedizin in London an. Unter seinen
ärztlichen Lehrern Dr. Dr. Wegener und Professor Dr. Strik wirkt
er an
der Missionsärztlichen Klinik als Assistenzarzt und später
als
Oberarzt. 1976 wird ihm von der Bayerischen Landesärztekammer die
Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin zuteil. Während
dieser und den folgenden Jahren beschäftigt er sich neben seiner
klinischen Tätigkeit intensiv mit wissenschaftlichen Fragen zur
Tropenmedizin und entwickelt sein eigenes Lehrprogramm sowohl für
Medizinstudenten, wie auch im Rahmen der Ausbildungsprogramme des
Missionsärztlichen Instituts und der allgemeinen ärztlichen
Fortbildung. Diese Leistungen in Forschung und Lehre ermöglichen
ihm, sich 1979 an der Universität Würzburg für das Fach
"Innere Medizin mit Schwerpunkt Tropenmedizin" zu habilitieren. 1981
wird ihm die Leitung der im Rahmen der Missionsärztlichen Klinik
neu gegründeten Abteilung Tropenmedizin übertragen. Nun kann
er seine selbst gesteckten ärztlichen Ziele selbständig
weiter verfolgen.
Seit 1987 ist Professor Fleischer zur Weiterbildung in
Tropenmedizin ermächtigt und hat seither 11 Ärzte im Rahmen
ihrer Assistenzzeit an der Missionsärztlichen Klinik in
Tropenmedizin weitergebildet.
Die von ihm 1999 konzipierten und gemeinsam mit seinem Tropenteam
durchgeführten Sommerakademien für Medizinstudenten waren
sehr beliebt.
Die Intensität und die Breite des Angebots an
fachlicher Fort- und Weiterbildung am Missionsärztlichen
Institut und der Missionsärztlichen Klinik
in den weiten Feldern der Tropenmedizin und der Medizin in
Entwicklungsländern dürfte in Deutschland Spitze sein!
1986 ergreifen Professor Pater Dr. Urban Rapp OSB, der damalige
Direktor des
Missionsärztlichen Instituts, und Klaus Fleischer die Initiative
und gründen zusammen mit dem
Deutschen Aussätzigen Hilfswerk (DAHW) das "Armauer Hansen
Institut", in dem ein Forschungszentrum für Lepra und Labor- und
Unterrichtsräume für angepasste Technologien (Approtech)
für Krankenhäuser in Entwicklungsländern Platz finden.
Die Entwicklungen der Arbeitsgruppe "Approtech" werden absolute
internationale "Schlager". An begrenzte Rahmenbedingungen in
Entwicklungsländern angepasste Labortechniken, die gleichwohl die
nötige Präzision besitzen für das kleine Routinelabor im
ländlichen Krankenhaus, insbesondere geeignete HIV-Diagnostik und
ein zusammen mit dem German Health Fund
entwickeltes Minilabor zur Erkennung von
gefälschten Arzneimitteln werden
international hochbeachtete Produkte dieser Arbeitsgruppe.
Aber nicht nur an ressourcenarme Länder angepasste
Arbeitsbedingungen
sind Klaus Fleischers Ziel. Die selten beobachteten, aber meist
unglücklich verlaufenden hämorrhagischen Viruserkrankungen
bei Rückkehrern aus den Tropen stellen eine besondere
Herausforderung, um nicht zu sagen Überforderung unseres
Gesundheitswesens, dar.
Aufgrund der besonderen Erfahrung der
tropenmedizinischen Abteilung der Missionsärztlichen Klinik
gelingt es Fleischer, die Gunst der
Stunde und die Ratlosigkeit der Gesundheitsbehörden nutzend, eine
in Bayern, wenn nicht in Deutschland einmalige
"Tropen-Isolier-Station" als Trainingszentrum des Robert-Koch Instituts
Berlin einzurichten.
Professor Fleischer ist seit vielen Jahren Mitglied wissenschaftlicher
Gesellschaften, so der Deutschen
Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit,
Mitglied im Ausschuss Seuchenschutz des
Robert Koch-Instituts und des Expertengremiums Biologische Gefahren des
Bundesgesundheitsministeriums.
Seit 1977 beteiligt er sich an
zahlreichen
Missionarskursen und arbeitet eng mit kirchlichen Werken wie Misereor,
Caritas International, Missio Aachen
und Missio München, dem Päpstlichen Werk der Kinder zusammen.
Auch dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission
(DIFÄM, Tübingen) ist er ein wertvoller Kollege und Ratgeber.
Im Katholischen Akademischen Ausländerdienst (KAAD) ist er seit
vielen Jahren als Mitglied des Akademischen Ausschusses an der Auswahl
von Stipendiaten beteiligt.
Auch die nicht-kirchlichen
Organisationen, wie die Deutsche Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ), Ärzte für die Dritte Welt oder das DAHW
(heute: Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe), dessen
Vorstandsmitglied er seit 15 Jahren ist,
können seiner Fachkompetenz sicher sein.
Professor Fleischer und die von ihm in Zusammenarbeit mit
Kollegen/innen ins Leben gerufenen
Arbeitsgruppen für Gesundheit und HIV/AIDS (seit 1987), Angepasste
Technologien im Gesundheitswesen (Appro-Tech, seit 1985),
Zusammenarbeit in Not und Katastrophen (ZINK seit 1995) und
Tropenmedizin und Seuchenbekämpfung (seit 2001) leisten vor allem
in den Diözesen, die mit dem
Missionsärztlichen Institut in enger Verbindung stehen,
hervorragende fachliche und technische Unterstützung und
Fortbildung des Gesundheitspersonals, aber auch konkrete und
akute kompetente fachspezifische Interventionen, oft unter schwierigen,
lebensgefährlichen Situationen in Kriegs- und Krisengebieten.
Das Missionsärztliche Institut und sein Auftrag und die
Missionsärztliche Klinik mit ihrer am Kranken
orientierten Aufgabenstellung waren die ideelle, spirituelle und
fachliche Basis, auf der Klaus Fleischer sein berufliches
persönliches Lebenswerk aufbauen konnte. Entscheidend waren aber
auch die äußeren, internationalen Herausforderungen in
diesen 35 Jahren Arbeit mit und in
Entwicklungsländern und die entwicklungs- und
gesundheitspolitischen Herausforderungen, denen sich vor allem die
Partner des Missionsärztlichen Instituts in den überseeischen
Diözesen zu stellen hatten, die seine Zielsetzungen und hierzu
eingeschlagenen Wege mitbestimmen.
65 Jahre bedeuten zwar den mehr als verdienten
Schlusspunkt
seiner Tätigkeit als Chefarzt und am Krankenbett.
Für Klaus
Fleischer aber ist "65 Jahre" ein Eckpunkt, der sicher seine
vielen Aufgaben und sein Engagement für das
Missionsärztliche Institut und seine überseeischen Partner
intensivieren wird.
Die Missionsärztliche Klinik
und das Missionsärztliche Institut sind heute international
anerkannte und in Deutschland
einmalige Einrichtungen.
Die von Klaus Fleischer zu Beginn seines beruflichen Lebens gesteckten
Ziele, die hierzu eingeschlagenen Wege, erzielten herausragenden
Ergebnisse.
Barnabas Stephan
(Eine ausführliche Laudatio von
Professor Hans-Jochen Diesfeld finden sie in "Heilung und Heil"
2/2004 S. 3. u. 4 - Missionsärztliches Institut, Würzburg)
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